Ausschüttender vs. thesaurierender ETF

Du legst dein Geld bereits in ETFs an? Du hast vielleicht sogar einen ETF-Sparplan laufen? Super. Doch was heißt ausschüttender und thesaurierender ETF? Hier geht es um Dividenden…

Zuerst einmal: Bist du schon bei ETFs dabei, hast du alles richtig gemacht. Ohne jedes Börsen-Knowhow profitierst du so von Aktien. Du musst nichts tun, sondern nur – egal ob einmal oder via Sparplan – Geld einzahlen. Und gleich vorweg: Das muss keine Million sein. Schon 25 Euro im Monat lassen Jahr für Jahr ein schönes Sümmchen anwachsen. Doch zurück zum Thema. Machst du in ETFs, hörst du schnell Begriffe wie ausschüttender ETF und thesaurierender ETF. Was bitte heißt das?

Der ausschüttende ETF

Beide Begriffe eint ein anderer: Dividenden. Die kennst du sicher. Eine Dividende ist die finanzielle Beteiligung eines Anlegers am Erfolg des Unternehmens bzw. einer Aktiengesellschaft (AG). Du hast zum Beispiel Aktien von SAP oder Porsche in deinem Portfolio. Diese machen satten Gewinn und schütten daher pro Aktie die Summe X aus. Schließlich bist du mit deinen Aktien Miteigentümer. So oder so: Hast du 500 SAP-Papiere und die AG zahlt pro Aktie 1,00 Euro Dividende, erhältst du 500 Euro ausgezahlt.

Du machst also 500 Euro Gewinn, nur weil du Wertpapiere von SAP hältst. Toll. Da ein ETF nun nichts anderes als ein passiver Indexfonds ist, bekommst du ebenfalls Dividenden. Ein ausschüttender ETF „schüttet“ dir diese Dividenden auf dein Konto aus. Du bekommst die Gewinnbeteiligung also direkt ausgezahlt und kannst dir davon was Schönes gönnen.

Der thesaurierende ETF

Der thesaurierende ETF geht den anderen Weg. Wobei wir erst mal klären sollten, was dieses „thesaurierend“ heißt. Laut Wörterbuch steht „thesaurieren“ für

  1. anhäufen oder horten (und zwar Geld, Edelmetalle, Wertsachen etc.)
  2. nicht ausschütten, sondern im Unternehmen belassen

Vor allem die zweite Aussage trifft es ganz gut. Denn dieses „nicht ausschütten, sondern im Unternehmen belassen“ meint „reinvestieren“. Also den Gewinn wieder anlegen. Um noch mehr Geld zu machen.

Ein thesaurierender ETF zahlt dir also Dividenden nicht aus, sondern reinvestiert diese automatisch in neue ETF-Käufe. So erhältst du Jahr für Jahr mehr Fondsanteile, womit dein Investment schneller wächst.

ausschüttender vs. thesaurierender ETF

Auf den ersten Blick scheint ein thesaurierender ETF daher lohnender. Weil dieser schneller Vermögen anhäuft. Doch stimmt das auch in der Praxis? Vergleichen wir mit einem Beispiel…

ausschüttender ETFthesauriender ETF
angespartes Vermögen1.000 Euro1.000 Euro
Dividendenzahlung30 Euro30 Euro
Auszahlung aufs Konto30 Euro0 Euro
reinvestierte Summe0 Euro30 Euro
angespartes Vermögen1.000 Euro1.030 Euro

Du siehst: Der ausschüttende ETF zahlt (schüttet) die Dividende aus, der thesaurierende ETF reinvestiert diese. Mit anderen Worten: Der ausschüttende ETF zahlt dir ein „Taschengeld“. Der thesaurierende ETF lässt dagegen dein Vermögen wachsen.

Was ist nun besser? Das kommt ganz auf deine Anlagestrategie an. Willst du einfach nur Rendite bzw. ein passives Einkommen, ist der ausschüttende ETF deine Wahl. Du bekommst Gewinne ausgezahlt und kannst diese nach Belieben verwenden. Um davon leben zu können, musst du allerdings schon eine gewisse Summe anlegen. Willst du Vermögen aufbauen, zum Beispiel fürs Alter, kommst du mit einem thesaurierenden ETF schneller zum Ziel. Stichwort Zinseszinseffekt. Gerade dieser macht über die Jahre (bzw. Jahrzehnte) eine Menge Rendite aus. Zumal du so Transaktionskosten sparst, die du (eventuell) bei einer eigenständigen Wiederinvestition zahlen musst. Wobei es Banken gibt, die durchaus eine automatische Wiederanlage ermöglichen.

Was ist mit Freibetrag und Steuern?

Was Sparerfreibetrag und Steuern angeht, sind die ETF-Arten etwas verwirrend. Denn der Fiskus behandelt einen ausschüttenden ETF steuerlich anders als einen thesaurierenden ETF.

In diesem Punkt besteht bei manchem Anleger übrigens ein böser Irrtum. Die Meinung: Ein thesaurierender ETF ist nicht steuerpflichtig. Weil der Fonds keine Zinsen und Dividenden ausschüttet, sondern diese prompt reinvestiert. Das aber ist falsch. Auch ein thesaurierender ETF unterliegt der Steuerpflicht.

Das Aber folgt prompt. Du weißt gar nicht, was an Dividenden und Zinsen „reinkommt“. Du bekommst zwar ständig Abrechnungen, müsstest aber jeden Posten, jede Zins- und Dividendenzahlung selbst zusammenrechnen. Eben deswegen berechnet der Staat die Steuern je nach ETF auf eigene Art und Weise.

Der ausschüttende ETF wird quasi „normal“ berechnet. Für alle Ausschüttungen, sprich Zinsen und Dividenden oder bei einem Verkaufsgewinn, führt deine Bank oder dein Broker die Abgeltungssteuer ab. Zumindest, wenn dieser in Deutschland sitzt. Dabei beachten Bank oder Broker den Sparerpauschbetrag – wenn du einen Freistellungsauftrag gestellt hast. Bei einem thesaurierenden ETF erhebt der Fiskus dagegen eine Vorabpauschale. Verkaufst du den ETF (mit Gewinn), zahlst du außerdem die Abgeltungssteuer.

ausschüttender ETFthesaurierender ETF
Verwendung GewinneAuszahlung (evtl. automatische Wiederanlage)automatische Wiederanlage
Zinseszinsnur bei Wiederanlageja
Besteuerunautomatische Abführung der Abgeltungssteuer unter Berücksichtigung des FreibetragsVorabpauschale + Abgeltungssteuer bei ETF-Verkauf (mit Gewinn)

Tipp: Du kannst beide ETF-Arten kombinieren. So profitierst du vom Sparerfreibetrag (1.000 Euro für Singles, 2.000 Euro für Ehepaare) ebenso wie vom Zinseszins. Allerdings macht das die Anlage auch wieder komplizierter.

Fazit: Ausschüttende vs. thesaurierende ETFs

Damit sind wir zurück bei der Kernfrage. Was ist besser? Vorteile haben beide Varianten. Der ausschüttende ETF verspricht dir eine gewisses passives Einkommen. Ob du von diesem leben kannst, kommt auf deine Investition an. Zumindest ist dir ein mehr oder minder hohes Taschengeld gewiss, mit dem du dir dies oder das leisten kannst. Selbst wenn es nur ein schöner Abend zu zweit ist. Davon ab kannst du den Gewinn durchaus reinvestieren, eventuell bietet dir das dein Broker sogar an. Fakt ist: Die steuerliche Behandlung ist bei einem ausschüttenden ETF leichter. Zumal du mit diesem optimal deinen Freibetrag nutzen kannst. Davon ab ist der ausschüttende ETF transparent. Weil du anhand deiner Kontoauszüge genau siehst, was dein Investment abwirft. Manch einer erfreut sich obendrein an einem Glücksgefühl, wenn „Kohle eingeht“.

Der thesaurierende ETF reinvestiert dagegen deine Erträge. So baust du schneller (und mehr) Vermögen auf. Langfristig ist ein thesaurierender ETF also die bessere Option. Eigentlich. Denn im Vergleich zum ausschüttenden ETF fehlt die Transparenz. Was hast du an Dividenden und Zinsen verdient? Für genaue Zahlen musst du ständig deine Depotauszüge studieren. Ein ausschüttender ETF zeigt dir dagegen mit einem Blick auf dein Verrechnungskonto, welche Erträge du verdient hast. Außerdem ist die steuerliche Berechnung eines thesaurierenden ETFs komplizierter. Wobei: Macht der ETF in einem Jahr kein Gewinn, fallen weder Steuern noch die Vorabpauschale an. Langfristig ist der thesaurierende ETF wegen dem Zinseszinseffekt jedenfalls die bessere Option.

Welchen Weg du gehst, musst du letzten Endes selbst entscheiden. Viel Erfolg an der Börse!

Quelle: finanzfluss.de

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