Replikation? Physischer ETF? Synthetischer ETF? Was sich spanisch anhört, meint lediglich die Nachbildung eines Index. Die Krux: Zur ETF Replikation stehen gleich drei Ideen zur Option!
Gut zu wissen
- Die ETF Replikation meint die Nachbildung eines Index.
- Methoden hierzu gibt es drei: die physische Replikation, das Sampling sowie die synthetische Replikation.
- Die physische Replikation spiegelt den Index eins zu eins. Diese „Voll-Replikation“ übernimmt außerdem die Gewichtung der Papiere im jeweiligen Index.
- Beim Sampling ist der Index dagegen nur mit ausgewählten Titeln nachgebildet. Unwichtige Papiere mit geringer Gewichtung bleiben außen vor.
- Die synthetische Replikation basiert schließlich auf einem SWAP. Also einem Tauschgeschäft ohne einem physischen Kauf der Papiere.
Starten wir mit dem Begriff „Replikation“. Dieser meint die Nachbildung eines Index. Ein DAX-ETF repliziert zum Beispiel den DAX als größten deutschen Aktienindex. Ein S&P 500-ETF wieder den S&P 500, der die 500 größten Aktiengesellschaften der USA enthält. Replizieren heißt also nichts anderes als wiedergeben, nachbilden, kopieren. So weit, so gut. Doch Replikation ist nicht gleich Replikation. Es kommt auf die ETF Replikationsmethode an.
Welche ETF Replikation gibt es?
Optionen für die Nachbildung gibt es gleich drei. Und zwar…
- die physische Replikation
- das Sampling
- die synthetische Replikation
Alle drei Methoden versuchen natürlich, einen Index so gut wie möglich zu kopieren. Zu 100 Prozent gelingt das aber nur selten. Das eigentliche Ziel ist bei allen drei Replikationsmethoden dennoch gleich: Rendite. In Form von Dividenden und Zinszahlungen. Also alle Einnahmen, die du auch mit einzelnen Wertpapieren erzielen würdest.
Die physische Replikation
Der physische ETF ist quasi die klassische Replikationsmethode. Weil die physische Replikation den Index eins zu eins übernimmt. Die Replikationsmethode gilt daher als „vollständig replizierend“ oder „Voll-Replikation“.
Beispiel: Du kaufst einen physischen DAX-ETF. Dann enthält dieser alle 40 Titel, die aktuell im DAX enthalten sind. Also Airbus, Allianz, BMW, Commerzbank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius, Infineon, Mercedes und und und. Auch die Gewichtung der Einzelwerte bestimmt der Index. Zum Beispiel hat Airbus im DAX eine Gewichtung von 5,53 %, RWE nur 2,41 %. Diese Werte gelten auch im ETF. Ein physischer ETF bildet also nicht nur alle Aktien des Index nach, sondern auch deren Gewichtung. Fällt ein Wert aus dem Index raus und steigt ein anderer dafür ein, kopiert das ein physischer ETF prompt. Gleiches gilt, wenn sich die Gewichtung der Titel ändert. Im Fazit ist ein physischer ETF für dich als Anleger somit leicht nachvollziehbar. Weil du anhand des Index genau weißt, welche Papiere enthalten sind.
Allerdings zeigt die Voll-Replikation auch Nachteile. Zum Beispiel die Transaktionskosten, die auf die TER (Total Expence Ratio) drücken. Jede Transaktion – also jeder Kauf und Verkauf von ETF-Anteilen – kostet Gebühren. Diese können bei einem Welt-ETF wie dem MSCI World böse ins Geld gehen. Weil dieser aus rund 1.600 Werten besteht. Bei Nischenmärkten und schwierig zu replizierenden Titeln sind im Vergleich zu großen Indizes meist wieder die Gebühren höher. Daher taugt die physische Replikation eher für kleine Indizes wie dem DAX mit seinen nur 40 Werten. Das hält die Transaktionskosten niedrig.
ETF Replikation per Sampling
Der Index ist das Stichwort für die nächste ETF Replikationsmethode: das Sampling. Denn je nach Index ist eine Voll-Replikation nicht immer umsetzbar. Das gilt zum Beispiel für Indizes, die…
- sehr breit oder
- international aufgestellt sind,
- über eine geringe Liquidität verfügen (Nischen-ETFs).
Um solche Indizes zu spiegeln, nutzen ETF-Anbieter „Samples“. Zu Deutsch: „Stichproben“. Entsprechend bilden die Anbieter den Index nicht komplett nach, sondern nur in einer repräsentativen Teilmenge. Also lediglich mit der von der Gewichtung her wichtigsten Werte des Index. Kleinere oder illiquide Titel werden dagegen übergangen. Experten reden daher vom „optimierten Sampling“ oder einer „optimierten physischen Replikation“. Apropos: Die Werte sind wieder tatsächlich, also physisch gekauft.
Beispiel: Der MSCI Emerging Markets enthält zig Titel mit einer Gewichtung von nur 0,01 %. Freilich kein Wunder, denn in diesem Index sind Aktien aus wenig liquiden oder schwer zugänglichen Märkten. Zum Beispiel aus Schwellenländern wie Peru, Ägypten, Kuwait, Thailand oder Taiwan. Aber auch Polen und Ungarn, China und Indien, Katar und Saudi-Arabien. Ein MSCI Emerging Markets-ETF mit Sampling-Replikation lässt jedenfalls niedrig gewichtete Titel aus. Und konzentriert sich stattdessen auf die wichtigen Titel.
Vorteil für dich: Dank der Replikation via Sampling sparst du Transaktionskosten. Dennoch ist auf dem gespiegelten ETF Verlass. Weil nur unwichtige Titel gestrichen sind, die auf dem Kurs keine oder nur geringe Auswirkungen hätten.
Die synthetische Replikation
Die synthetische Replikation ist schließlich rein künstlich. Wie das? Ein ETF mit dieser Replikationsmethode kauft die Aktien bzw. Titel nicht physisch, sondern per SWAP. Der Fonds bildet den Index also nur ab, ohne tatsächlich dessen Wertpapiere zu erwerben. Das Kürzel SWAP steht übrigens für Tauschgeschäfte, bei denen die Vertragspartner gegenläufige Zahlungsströme tauschen. Also eine Forderung (Anspruch) gegen eine Verbindlichkeit (Schuld). In der Praxis schaut das so aus, dass der ETF-Anbieter mit einem Partner – meist einer Bank – die Rendite des eigenes Träger-Portfolios gegen die Rendite eines Wunsch-Portfolios tauscht.
Beispiel: Manche Märkte sind nur schwer zugänglich. Weil sie entweder illiquide sind – also nur wenige Händler in diesen Märkten aktiv sind – oder Beschränkungen (Restriktionen) bestehen. Das gilt zum Beispiel für Rohstoffe. Trotzdem willst du in einen solchen Markt investieren. Und zwar über einen ETF. Daher geht der ETF Anbieter einen SWAP (Tausch) mit einem Partner ein, der in eben diesem Markt aktiv ist.
Selbstredend birgt ein solches Tauschgeschäft Risiken. Weil die Werte physisch gar nicht vorhanden sind. Kann einer der Partner das Geschäft nicht erfüllen (Kontrahentenrisiko), wäre das Geld weg. Damit dir kein herber Verlust droht, gibt die EU einen Wertunterschied der Portfolios von maximal 10 % vor. Ergo: Die Portfolios müssen sich vom Wert her recht ähnlich sein. Davon ab sichern die Vertragspartner (Kontrahenten) die SWAPs in der Regel mit Garantien ab. Diese sind meist sogar wertvoller als der SWAP selbst. So sinkt das Risiko für Verluste auf null. Stattdessen kannst du auf diese Weise in neue Märkte und Anlageklassen (Rohstoffe, Geldmarkt) investieren. Mitunter ist es sogar so, dass die synthetische Replikation einen Index besser und effizienter spiegelt als die physische Replikation.
Kein Aber? Doch. Früher versprachen synthetische ETFs speziell als Luxemburg deutschen Anlegern steuerliche Vorteile. Seit dem Investmentsteuerreformgesetz 2018 behandelt der Fiskus in- und ausländische Fonds – damit ETFs – steuerlich jedoch gleich.
Fazit ETF Replikationsmethode
Im Fazit will jede ETF Replikationsmethode einen Index möglichst genau spiegeln. Eben hierzu ist jedoch teilweise eine andere Herangehensweise nötig. Weil die Wertpapiere vielleicht sehr teuer sind. Oder weil der Zugang zu den Titeln nur schwer möglich ist. Stichwort Schwellenländer und Nischenmärkte. Entsprechend müssen die ETF Herausgeber kreativ agieren. Die Art und Weise der Replikation ist es dann auch, welche die Unterschiede macht. Und zwar in Kosten, Performance und Sicherheit.
Apropos: Welche Replikationsmethode dein ETF anwendet, erfährst du in dessen Informationsblatt (Factsheet).
Zum Schluss noch mal eine Übersicht der drei ETF Replikationsmethoden in Tabellenform…
physischer ETF | Sampling ETF | synthetischer ETF | |
Replikation | Nachbildung des Index 1:1 | Nachbildung mit einer Auswahl an Papieren | Nachbildung per SWAP (Tauschgeschäft) |
Anwendung | kleine Indizes | große Indizes | Nischen- & Spezial-ETFs |
Basiswerte | Aktien, Anleihen | Aktien, Anleihen | Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Geldmarkt, Short- & Leverage-Indizes |
Ausschüttung | ausschüttend oder thesaurierend | ausschüttend oder thesaurierend | in der Regel thesaurierend |
Beispiele | DAX, Euro Stoxx 50, Dow Jones 30 | MSCI World, MSCI Emerging Markets | FTSE Vietnam, MSCI Emerging Markets |