Leveraged ETFs: Was ist ein ETF mit Hebel?

Gehebelte ETFs? Als ETF-Sparer stolperst du früher oder später über diesen Begriff. Und das diese mehr Rendite versprechen. Ebenso wie mehr Risiko. Also: Was ist ein ETF mit Hebel?

Kurz und knapp: Mit einem Hebel-ETF kannst du bei gleichen Kapitaleinsatz deutlich mehr Rendite erzielen. Und zwar das Doppelte. Oder noch mehr. So zumindest das Versprechen der Anbieter. Wie aber funktionieren diese „gehebelten ETFs“? Was musst du beim Handel beachten? Wie schaut es mit dem (Mehr)Risiko aus? Hier die Antworten…

Leveraged ETFs sind gehebelte ETFs

Gehebelte ETFs – in englisch Leveraged ETFs – ähneln vom Aufbau typischen Indexfonds. Wie jeder Exchange Traded Fund bildet der Fonds also einen Index nach. Zum Beispiel den DAX, den S&P 500 oder den MSCI World. Das wäre jedenfalls die klassische Variante.

Ein ETF mit Hebel vervielfacht allerdings die Entwicklung des Index. Bei einem zweifachen Hebel (2:1) verdoppelt sich somit dein Gewinn. Macht der DAX oder S&P 500 zum Beispiel 2,5 Prozent Plus, machst du mit einem 2:1-Hebel 5,0 Prozent – bei gleichem Einsatz. Das Aber folgt prompt: Fällt der Index, machst du auch doppelten Verlust.

Was aber ist nun dieser „Hebel“? Ganz einfach: Ein klassischer ETF spiegelt den Index eins zu eins. So übernimmt der ETF quasi auf Autopilot die Kursentwicklung des Index. Ein gehebelter ETF setzt dagegen auf Derivate. Also auf Basiswerte von…

  • Futures und Fixwerten (Aktien, Anleihen, Commodities (Handelswaren), Edelmetalle, Indizes, Wechselkurse oder Zinssätze) oder
  • Optionen (Kassaoptionen, Optionen, Swaps, Zertifikate).

Der Clou dieser Basiswerte: Du besitzt diese gar nicht. Stattdessen spekulierst du mit Derivaten lediglich auf steigende oder fallende Kurse. Vorteil für dich: Du kannst mit Kapital handeln, das dein Guthaben bei deiner Bank oder deinem Broker übersteigt. Weil mit dem Hebel größere Gewinne möglich sind. Deine Bank oder dein Broker leihen dir daher das (fehlende) Geld. Das macht diese für Anleger attraktiver, wodurch diese mehr verdienen. Schließlich musst du für jede Transaktion eine Gebühr zahlen.

Wichtig: Der Hebel bezieht sich nur auf einen Handelstag. Dein Gewinn (oder Verlust) richtet sich nach dem Gewinn (oder Verlust) des Index mal dem Hebel. Am nächsten Handelstag richtet sich der Hebel wieder am neuen Startkurs des Index aus.

Gehebelte ETFs führen übrigens nicht immer Derivate auf alle Vermögenswerte des Index. Es ist möglich, dass es zu einzelnen Titeln keine Derivate gibt. So können die Anbieter nur eine Annäherung versuchen, aber nicht garantieren. Entsprechend ist der genannte Hebel selten korrekt. Kleinere Abweichungen sind also die Norm und nicht die Ausnahme.

Was ist ein ETF mit Hebel? Nachteile & Risiken

hohe Gewinne UND Verluste
So wie der Hebel Gewinne maximiert, gilt das auch für Verluste. Diese sind an der Börse alles andere als selten. In Folge eines Crashs können diese sogar extrem ausfallen.

Entsprechend sind Hebel-ETFs nicht für Otto Normal geeignet. Weil du für gehebelte ETFs sehr viel Knowhow brauchst. Ahnung von der Börse sind somit ein Muss. Und zwar richtig Ahnung.

Aufgepasst: Mit Leveraged ETFs kannst du auch auf fallende Kurse wetten. Solche „Short-ETFs“ führen in der Regel den Zusatz „invers“ im Namen.

Gebühren und Provisionen
Der Handel erfolgt in der Regel innerhalb extrem kurzer Zeitspannen. ETFs mit Hebel sind daher für (Day)Trader gedacht, die täglich oder gar stündlich handeln (traden). Das heißt natürlich höhere Gebühren sowie Provisionen für die Broker. Setze also unbedingt auf einen Broker mit entsprechend günstigen Konditionen.

Handeln kannst du gehebelte ETFs ganz normal über deine Bank oder Broker, bei dem du dein Depot führst. Hebel-ETFs führen obendrein meist einen Hinweis wie zum Beispiel „Lev“ oder „Leveraged“ im Namen.

keine Langzeitanlage
Leveraged ETFs sind jedenfalls nicht für Langzeitsparer gedacht, die auf den Zinseszinseffekt setzen. Ganz im Gegenteil: Ein Hebel-ETF ist für das Handeln bzw. Traden gedacht. Eben wegen der täglichen „Glattstellung“ sowie dem negativen Zinseffekt. Zumal der Hebel wie erwähnt nur für einen Handelstag planbar ist. Möglich sogar, dass die langfristige Performance eines gehebelten ETFs schlechter ausfällt als die des Index, den dieser spiegelt.

hoher Zeitaufwand
Da du kurzfristig über Kauf und Verkauf entscheiden musst, ist ein Hebel-ETF zeitintensiv. DU musst ständig Finanznachrichten und vor allem Kurse studieren. Leveraged ETFs sind somit ein Vollzeit-Job. Klassische ETFs lässt du dagegen einfach laufen, was dir viel Zeit spart.

drei mal so hohe Kosten
Anders als klassische ETFs werden gehebelte ETFs von Fachleuten mit dem nötigen Knowhow betreut. Das heißt für Anleger mehr Kosten. In der Regel sind diese drei Mal so hoch wie bei klassischen Exchange Traded Funds.

Wichtige Begriffe zu ETFs mit Hebel

Willst du trotz der genannten Risiken in Leveraged ETFs investieren, solltest du ein paar Begriffe kennen. Und zwar diese…

Hebelwirkung
Der Hebel (engl.: Leverage) vervielfacht bei einem Finanzprodukt die Kursveränderung des Basiswerts. Diesen stellt zum Beispiel ein Index wie der DAX oder der MSCI World. Die Hebelwirkung bestimmt der Hebel. Ein Hebel von 2:1 verdoppelt die Kursveränderung – im positiven (Gewinn) ebenso wie im negativen (Verlust).

Glattstellen
Mit Glattstellen ist das Zurücksetzen des Hebels gemeint. Das passiert jeweils am Ende eines Handelstages. Zwar gibt es auch für den nächsten Tag einen Hebel. Doch dieser orientiert sich am neuen Startwert des Index. Somit nicht am Indexkurs beim Kauf des ETFs mit Hebel.

negativer Zinseffekt
Der Effekt beschreibt die Verluste, wenn du als Anleger den Hebel-ETF zu lange hältst. Denn bei Kursverlusten verringert sich der ETF durch den Hebel stärker als er vorher durch Kursgewinne gutmachen konnte. Du hast also einen Zins im negativen Sinn. Die Crux: Je größer die Volatilität (Kursschwankungen), desto größer der negative Zinseffekt.

Was ist ein ETF mit Hebel? Der negative Zinseffekt

Stell’ dir einfach folgendes vor: Der Index startet bei 100 Punkten und du hast einen Hebel von 2:1. Also einen doppelten Hebel. An Tag 1 macht der Index zehn Punkte gut und schließt somit bei 110 Punkten. Das heißt für dich ein Plus von 10 % bzw. dank dem Hebel 2 x 10 gleich 20 %. Somit ein Schlusskurs von 120 Punkten. An Tag 2 verliert der Index zehn Punkte und fällt somit auf 100 Punkte zurück. Das Minus beträgt 9,1 bzw. mit dem 2:1-Hebel 18,2 %. Bei einem Startkurs von 120 macht das 21,84 Punkte minus und somit einen Schlusskurs von 98,16 %.

Der gehebelte ETF ist damit stärker gefallen als der Index. Denn dieser notiert beim Vortageswert von 100 Punkten. Je mehr Handelstage mit solchen Kursschwankungen nach oben und unten, desto mehr verstärkt sich der negative Zinseffekt.

Vom (positiven) Zinseffekt kannst du nur profitieren, wenn die Kurse permanent steigen. Das aber ist nicht die Norm. Stattdessen sind eher „Zickzack-Kurse“ typisch für die Börse. Es geht auf und ab, auf und ab, auf und ab…

FAQ: Typische Fragen zu ETFs mit Hebel

Was ist ein Leveraged ETF?
Ein Leveraged ETF ist ein Hebel-ETF. Leveraged heißt zu Deutsch nicht anderes als „gehebelt“. So oder so: Ein ETF ist ein börsengehandelter passiver Indexfonds. Der Hebel (Leverage) zeigt an, dass der Exchange Traded Fund auf Derivate statt Aktien basiert. Somit spiegelt der Hebel-ETF den Index nicht eins zu eins, sondern vervielfacht diesen je nach Hebel. Bei einem Hebel 2:1 verdoppelt sich somit der Kursgewinn – oder Kursverlust. Der Hebel gilt generell nur einen Handelstag.

Gibt es verschiedene ETFs mit Hebel?
Ja. Die Norm ist ein doppelter Hebel (2:1). Solche Angebote findest du für alle großen Indizes wie DAX, S&P 500 oder MSCI Word. Mit sogenannten Short-ETFs oder inversen Hebel-ETFs kannst du außerdem auf fallende Kurse setzen.

Wie viel Gewinn machen gehebelte ETFs?
Das kommt auf den Hebel ein. Ein Hebel 2:1 (also mal zwei) verdoppelt den Gewinn. Ebenso wie den Verlust. Daher gelten gehebelte ETFs als extrem risikoreich. Lass’ als Kleinanleger also besser die Finger von Leveraged ETFs.

Quelle: americanexpress.com

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